Samstag, 30. November 2013

ein schönes fleckchen erde ...

Albanien war in seiner Geschichte oft und über lange Zeiträume von fremden Mächten besetzt und regiert. Eigentlich logisch, dass es heute entsprechend viele Befreiungen zu feiern gibt. Am 28.11 ist der Nationalfeiertag, auch Unabhängigkeitstag genannt, an welchem die Befreiung von den Türken gefeiert wird. Dieses Jahr übrigens zum 101. Mal. Gleich tags darauf, also am 29.11 folgt dann der Tag der Befreiung vom faschistischen Italien. Feiertage unterscheiden sich im Strassenbild eigentlich kaum von anderen Tagen. Bars, Restaurants und Läden haben in der Regel geöffnet und auch auf dem Bau wird wie meistens an Sonntagen gearbeitet. Büros und Schulen sind hingegen geschlossen, weshalb wir dank dem diesjährigen Kalender in den Genuss eines richtig langen Wochenendes vom Donnerstag bis Sonntag gekommen sind. In gut einer Woche, genauer am 8.12 steht dann übrigens noch der Jahrestag der Befreiung vom kommunistischen Regime an. Dieser Feiertag, der auch als Tag der Jugend bezeichnet wird, fällt heuer allerdings auf einen Sonntag.

Wie dem auch sei. Während die albanischen Arbeitskollegen und Kolleginnen freie Tage natürlich im Kreise ihrer Familien verbringen, sind solche Feiertage jeweils eine gute Gelegenheit, um im Kreise der Schweizer Expats etwas gemeinsam zu unternehmen. Am Freitag fuhren wir mit Matthias, dem Chef von Stephan und mit Tobi, dem Zürcher Praktikanten aus dem Büro los, um das Dorf Petrela (Petrelë) zu besuchen. Petrela ist ein kleines Dorf auf einer Hügelkuppe südlich von Tirana. welches insbesondere wegen seiner kleinen Burg aus dem 15. Jahrhundert bekannt ist. In den letzten Jahren hat sich aber die Gegend um Petrela zunehmend auch zum Wohndomizil für vermögende Neureiche aus der Hauptstadt entwickelt. Entsprechend viele neue und moderne Siedlungen und Villen säumen bereits die enge und steile Strasse hoch zum Dorf.

  

Die Burg liegt auf einem spitzen Berg über dem Dorf und ist über eine Steintreppe zu Fuss erreichbar. Und es gibt mindestens zwei Gründe, diese Treppe hochzusteigen. Erstens gibt es im Turm der Burg ein Restaurant. Und ausnahmsweise ist es einmal nicht eines dieser vielen albanischen Etablissements mit topmodernem Interieur, grellem Licht, weissen Ledersofas und lauter Musik. Nein, es ist eine kleine, einfache Beiz mit Holztischen und einem offenen Kaminfeuer. Und letzteres war auch bitter nötig, denn die Temperaturen sind in den letzten Tagen stark gesunken und zudem blies in dieser erhöhten Lage trotz stahlblauem Himmel und Sonnenschein auch eine zünftig kühler Wind. Das Essen schmeckte einmal mehr vorzüglich, obschon ich auf den Anblick des gegarten Hühnerkopfs im Teller auch gut hätte verzichten können.

  

Der zweite Grund für einen Besuch in Petrela ist die atemberaubende Aussicht. Was uns vor einigen Wochen an Bejram, (einem anderen, diesmal religiösen Feiertag) beim Ausflug auf den Berg Dajti wegen des Wetters noch verwehrt blieb, konnten wir dieses Mal in vollen Zügen geniessen. Von der exponierten Burg aus hat man eine fantastische Weitsicht auf Tirana und die umliegenden Täler. Unsere Fotoapparate und iPhones wurden nahe an ihre Erschöpfung malträtiert. Auch bei anderen Besuchern standen die Fotoapparate im Zentrum des Geschehens. Ein Brautpaar hatte die spektakuläre Kulisse der Burg auch von einem Brautpaar für ein exzessives Fotoshooting ausgesucht. Die arme Braut im kleinen Weissen und deren Freundinnen im dünnen Ballkleid taten einem ob der kalten Temperaturen schon fast leid. Es ist offenbar weltweit so, dass Schönheit halt leiden muss! Ich für meinen Teil war auf jeden Fall froh, dass ich am Morgen in lange Unterhosen geschlüpft war.

Petrela, wahrlich (noch) ein schönes Fleckchen Erde!

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