Dienstag, 3. Dezember 2013

eine kleine geschichte am rande ...

Heute hat mir beim Pausenkaffee einer der albanischen Berufsschullehrer, welche ich hier begleite, eine kleine Geschichte aus seinem Leben erzählt, die ich der Leserschaft dieses Blogs einfach nicht vorenthalten will. Sie ist kurz, herzlich, irgendwie auch lustig, enthält aber trotz ihrer Kürze so viele Komponenten und Ebenen, welche das Leben in Albanien gut widerspiegeln. Vorab muss ich noch erwähnen, dass besagter Lehrer keinen Kaffee trinkt, was hier eher eine Seltenheit ist. Stattdessen bestellt er sich zur Belustigung aller Kollegen und Kolleginnen und zum Erstaunen des Kellners meistens einen Erdbeertee, den er dann mit mindestens drei Beutel Zucker süsst. 

Das Thema heute beim Pausenkaffee in der Bar gegenüber der Schule war, wie könnte es anders sein, Lernprozesse und der Umgang mit Nichtwissen. Beim Auspacken seines so geliebten Erdbeerteebeutels aus der Packung und parallel zum Eintauchen des Beutels beginnt er also von seiner ersten Anstellung als Kellner zu erzählen. Er sei damals 13 oder 14 Jahre alt gewesen und am ersten Arbeitstag hätte ein Gast auch einen Tee bestellt. Unwissend ob überhaupt Tee vorhanden sei, habe er hinter der Theke danach gesucht und habe dabei zum ersten Mal in seinem Leben einen Teebeutel gesehen. Er sei etwas irritiert gewesen, denn zu Hause hätte seine Mutter immer Tee mit frischen oder getrockneten Kräutern aufgekocht. Klar, dass er sich aber durch lästiges Nachfragen keine Blösse habe einhandeln wollen. So habe er also den Beutel mit dem Messer aufgeschnitten, den Inhalt in eine Tasse gegeben, mit heissem Wasser übergossen und serviert. Der Gast habe ihn ungläubig von Kopf bis Fuss gemustert und sei ob der servierten Brühe wenig erfreut gewesen. Kurzerhand habe der Gast seinen Chef gerufen und sich lautstark über die Inkompetenz der Kellner beklagt. Dieser habe sich aus Respekt vor dem Gast natürlich auch keine Blösse gegeben und so sei er halt seinen ersten Job in dieser Beiz noch vor Ablauf des ersten Arbeitstages wieder los gewesen. Völlig ohne Groll und mit einem herzhaften Lachen fügte er zum Schluss an, dass man eben immer offen sein müsse, um Neues zu lernen.

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