Donnerstag, 26. Dezember 2013

auf wiedersehen in albanien ...

Die Zeit ist schnell vergangen und unsere drei Monate in Albanien sind vorbei. Mit etwas Wehmut blicken wir auf eine unglaublich spannende und interessante Zeit zurück. Albanien und insbesondere die Gastfreundschaft sind uns sehr ans Herz gewachsen. Zum Abschluss gibt es hier noch einmal einige Fotoimpressionen:



Natürlich freuen wir uns jetzt auf das Wiedersehen mit unseren Familien und Freunde in der Schweiz. Der Zeitpunkt mit der bevorstehenden Weihnachtszeit könnte ja nicht besser sein. Zudem fällt der Abschied aus Albanien nicht ganz so schwer, denn inzwischen ist klar, dass es im kommenden Frühling noch einmal einen längeren Aufenthalt im Rahmen des Projektes geben wird. Bis dann sagen wir "Lamtumirë në Shqipëri" - Auf Wiedersehen in Albanien :-)

Sonntag, 8. Dezember 2013

në punë ...

 

Keine Angst! Uns geht es nach wie vor hervorragend. Auf den Fotos oben handelt es sich nicht um Aufnahmen aus einem Spital und die Dame in weiss ist auch keine Krankenschwester. Nein, es sind Fotos aus der Berufsschule, in welcher ich in den letzten drei Monaten häufig anzutreffen war. Unsere Zeit hier in Albanien neigt sich leider schon bald dem Ende zu. Am 20. Dezember geht es zurück in die Schweiz. Höchste Zeit also, auch einmal etwas über die Arbeit hier zu schreiben. Wir waren schliesslich nicht zur Erholung oder zum Vergnügen hier, auch wenn das zugegebenermassen sicher nicht zu kurz gekommen ist. Në punë, bei der Arbeit

In den letzten drei Monaten war ich innerhalb des Programi Zviceran i Mbështetjes për Arsimin dhe Formimin Profesional Shqiptar tätig, was in etwa so viel heisst wie Schweizer Programm zur Unterstützung der Albanischen Berufsbildung. Verständlicherweise und der Einfachheit halber wird das Projekt aber meistens schlicht AlbVET (Albanien Vocational and Educational Training) genannt. Ich will die Leser und Leserinnen jetzt nicht mit trockenen Projektdetails langeweilen. Wer aber Interesse an den Hintergründen dieses, durch die Schweiz finanzierte Projekt hat, darf die Details auf der Webseite meines Arbeitgebers hier gerne nachlesen.

Auf jeden Fall blicke ich auf unglaublich spannende drei Monate zurück. Selten hatte ich einen abwechslungsreicheren Job, der aufgrund der kulturellen und entwicklungstechnischen Unterschiede mit Aufgaben gepaart war, die einem täglich wieder aufs Neue herausfordern und die einem vor allem auch dazu zwingen, das gewohnte Tempo anzupassen, bekannte eigene Muster aufzugeben und neue Denkweisen zuzulassen. Ich könnte ein Buch mit vielen positiven, herzlichen und lustigen, aber auch mit traurigen, nachdenklich stimmenden oder schlicht verrückten kleinen Geschichten füllen. Für den Moment beschränke ich mich aber auf eine kleine Auflistung einiger Tätigkeiten aus meinem Berufsalltag. Ich durfte Berufsbilder und Berufsbilderinnen coachen und weiterbilden, ich durfte direkt mit Studenten arbeiten, ich habe einen Lehrplan für die Ausbildung von Informatikpraktikern revidiert und neu geschrieben, ich habe an Konferenzen und Meetings bildungspolitische Überzeugungsarbeit bei Behörden geleistet und ich habe versucht, den de facto noch unorganisierten und unstrukturierten Privatsektor für die praktische Berufsbildung einzuspannen. Ich habe also nicht nur Steuergelder aus der Schweiz verbraten :-) Viele kleine Schritte konnten erreicht werden. Etliche grössere Brocken stehen noch bevor. Ich bin zuversichtlich, dass meine albanischen Kollegen und Kolleginnen diese in den nächsten Jahren meistern werden. Aber eben, immer schön avash avash (slowly slowly), wie es die Albaner pflegen auszudrücken.

In einer halben Stunde nun mache ich mich auf den Weg zum Flughafen. Heute erwarte ich noch zwei ehemalige Arbeitskollegen mit 9 Lernenden aus der Schweiz. Zusammen mit den albanischen Berufsbildnern und rund 26 Studenten werden wir nächste Woche eine gemeinsame Projektwoche durchführen. Diese wird für alle Beteiligten ganz sicher eine spannende Erfahrung und Bereicherung und für mich persönlich wohl so etwas wie eine Krönung zu Abschluss meines Aufenthalts. Ich freue mich sehr! Dominik Lüdi berichtet übrigens auf Radio 32 auch über diese Projektwoche! Hier gibt es die drei Sendungen zu hören (einfach herunterladen und abspielen) :-) Danke, Dominik!

Zum Schluss publiziere ich gerne noch einige Fotos aus dem beruflichen Alltag hier in Albanien.

Es ist auch in Albanien kalt geworden und die Schulen haben keine Heizung...



Und wenn es dann ab und zu regnet, dann wird es auch im Innern der Schule feucht und nass. Infrastrukturell und materiell mangelt es an Vielem. Meistens hat es kein Papier, keine Filzstifte, kein Toner und ab und zu auch keinen Papierkorb...

  

Wenn der Pförtner jeweils am Morgen die Gittertüre öffnet, strömen hunderte von Schülern (und in der technischen Berufsschule sind es tatsächlich nur Jungs) in ihre Klassenzimmer. Im Treppenhaus wird es jeweils sehr eng...

  

Im Gegensatz zu den regulären Klassen in der Berufsschule tragen die Studenten in unserem neuen Kurs für IT-Praktiker keine weissen Schürzen mehr und die Anordnung der Arbeitsplätze gestaltet sich für unsere Verhältnisse auch etwas moderner. Vor allem aber sind die Klassen gemischt und auch junge Frauen werden zu Informatikerinnen ausgebildet...

 

Ab und zu kommt auch mal ein Minister zu Besuch oder ich darf an interessanten Konferenzen teilnehmen...

 

Dienstag, 3. Dezember 2013

eine kleine geschichte am rande ...

Heute hat mir beim Pausenkaffee einer der albanischen Berufsschullehrer, welche ich hier begleite, eine kleine Geschichte aus seinem Leben erzählt, die ich der Leserschaft dieses Blogs einfach nicht vorenthalten will. Sie ist kurz, herzlich, irgendwie auch lustig, enthält aber trotz ihrer Kürze so viele Komponenten und Ebenen, welche das Leben in Albanien gut widerspiegeln. Vorab muss ich noch erwähnen, dass besagter Lehrer keinen Kaffee trinkt, was hier eher eine Seltenheit ist. Stattdessen bestellt er sich zur Belustigung aller Kollegen und Kolleginnen und zum Erstaunen des Kellners meistens einen Erdbeertee, den er dann mit mindestens drei Beutel Zucker süsst. 

Das Thema heute beim Pausenkaffee in der Bar gegenüber der Schule war, wie könnte es anders sein, Lernprozesse und der Umgang mit Nichtwissen. Beim Auspacken seines so geliebten Erdbeerteebeutels aus der Packung und parallel zum Eintauchen des Beutels beginnt er also von seiner ersten Anstellung als Kellner zu erzählen. Er sei damals 13 oder 14 Jahre alt gewesen und am ersten Arbeitstag hätte ein Gast auch einen Tee bestellt. Unwissend ob überhaupt Tee vorhanden sei, habe er hinter der Theke danach gesucht und habe dabei zum ersten Mal in seinem Leben einen Teebeutel gesehen. Er sei etwas irritiert gewesen, denn zu Hause hätte seine Mutter immer Tee mit frischen oder getrockneten Kräutern aufgekocht. Klar, dass er sich aber durch lästiges Nachfragen keine Blösse habe einhandeln wollen. So habe er also den Beutel mit dem Messer aufgeschnitten, den Inhalt in eine Tasse gegeben, mit heissem Wasser übergossen und serviert. Der Gast habe ihn ungläubig von Kopf bis Fuss gemustert und sei ob der servierten Brühe wenig erfreut gewesen. Kurzerhand habe der Gast seinen Chef gerufen und sich lautstark über die Inkompetenz der Kellner beklagt. Dieser habe sich aus Respekt vor dem Gast natürlich auch keine Blösse gegeben und so sei er halt seinen ersten Job in dieser Beiz noch vor Ablauf des ersten Arbeitstages wieder los gewesen. Völlig ohne Groll und mit einem herzhaften Lachen fügte er zum Schluss an, dass man eben immer offen sein müsse, um Neues zu lernen.