Montag, 28. Oktober 2013

unser besuch in kruja ...

  

Man sagt, wer Albanien bereist, der muss unbedingt auch Kruja resp. Krujë besuchen, denn dort gibt es das absolute Nationalheiligtum der Albaner zu bestaunen. Und genau das haben wir nun am vergangenen Sonntag endlich auch getan. Zuerst erlaube ich mir aber noch eine kurze Bemerkung zur Schreibweise der albanischen Ortsnamen, denn diese spiegelt eine interessante grammatikalische Regel wieder, wie wir sie aus dem Deutschen nicht kennen und wie wir sie bis jetzt noch in keiner Sprache angetroffen habe.

Im Deutschen steht vor einem Substantiv (Hauptwort oder Dingwort) jeweils ein Artikel, wobei wir zwischen unbestimmtem Artikel (z.B. ein Tag) und bestimmtem Artikel (der Tag) unterscheiden. Diese Unterscheidung gibt es auch im Albanischen. Die bestimmte Form wir hier allerdings gebildet, indem dem Substantiv eine, vom Geschlecht abhängige Endung angehängt wird. So heisst also zum Beispiel ein Tag një ditë und der Tag dita. Irgendwie wird diese Regeln dann auch auf Eigen- und Ortsnamen angewendet, wobei für männliche Ortsnamen in der Regel die unbestimmte Form und für weibliche Ortsnamen die determinierte bestimmte Form verwendet wird. Da soll einer noch draus kommen! Egal, das ist der Grund, weshalb man grundsätzlich zwei Formen von Ortsnamen antrifft. Tirana kann auch Tiranë sein oder aus Durrës wir ab und zu auch Durrësi. Nebenbei bemerkt ist das auch der Grund, weshalb Stephan hier der Stephani ist :-)

Nun aber zurück zu Krujë. Kruja ist eine Stadt mit rund 16'000 Einwohnern und sie liegt rund 20 Kilometer entfernt von Tirana am Abhang der Skanderbeg-Berge hoch über der Küstenebene. Aus der Festung von Kruja organisierte der albanische Nationalheld Skanderbeg über Jahrzehnte erfolgreich den Widerstand gegen die Türken. Im Vergleich zu unserem Wilhelm Tell nahm dann die Geschichte eine etwas andere Wendung, denn nach dem Tod von Skanderbeg besetzten die Türken das gesamte Gebiet von Albanien und beherrschten es über 400 Jahre. Und genau für diesen Skanderbeg wurde in den Ruinen der ehemaligen Festung von Kruja ein imposantes Museum gebaut, welches wir natürlich besuchen wollten. Wenn wir schon bei der Grammatik sind: der Konjunktiv in meinem Satz lässt erahnen, dass es bei einem Versuch geblieben ist. Doch eins nach dem anderen...

Die Fahrt mit unserem Auto nach Kruja gestaltete sich ausser einem kleinen Umweg eigentlich ganz gut und abwechslungsreich. Spannend sind vor allem die letzten Kilometer, auf welchen sich die Strasse wie auf einen Pass hochwindet. Nur die Qualität der Strasse ist nicht ganz vergleichbar und wie immer gilt es achtsam zu sein, damit man die Löcher und fehlenden Senklochdeckel frühzeitig erkennt oder bei unerwartetem Gegenverkehr rechtzeitig zum Stillstand kommt. Nach einigen Kilometern erreicht man dann eine Art Hochplateau und uns wurde ein erster, überraschender Ausblick auf die Stadt gewährt. Direkt vor einer fantastischen Steilwand liegt eine Stadt, in welcher sich traditionelle alte Steinhäuser, üble Plattenbauten aus der kommunistischen Zeit und fast noch üblere Hochhäuser aus der jüngsten Vergangenheit ohne sichtbares Konzept aneinanderreihen. Irgendwie eine Mischung aus Bettmeralp, Crans Montana und Avoriaz. Nur ohne Skilifte und Touristen in Pelzmänteln.

Nachdem wir unser Auto direkt neben einem auf dem Trottoir weidenden Kalb parkiert hatten, gönnten wir uns auf einer Terrasse mit herrlicher Aussicht zuerst einen Kaffee. Auch als der Muezzin zum Mittagsgebet rief (eine Konsequenz aus 400 Jahren türkischer Besetzung, von der Mehrheit der albanischen Bevölkerung aber weitgehend ignoriert), schöpften wir noch keinerlei Verdacht auf den zeitlichen Irrtum, der uns noch erwarten sollte. Vom Koffein gestärkt, kämpften wir uns dann durch die historische und sehr schöne Basarstrasse am Fusse des Burghügels. Neben viel Kitsch gäbe es hier wirklich auch viele antike und tolle Sachen zu kaufen. Da wir aber bereits bei unserem Hinflug mach Albanien Übergewichtzuschlag bezahlt hatten, waren die alten Radios, Instrumente, Bücher oder die hübschen Holzschatullen in diesem Moment für uns kein Thema.

  

Endlich waren wir nun also in der Festung angekommen, als wir am Eingang des Museums das Schild erblickten, wonach das Museum um 13.00 Uhr schliessen würde, um dann nach der Mittagspause um 15.00 Uhr erneut zu öffnen. Die Uhr von Veronika zeigte in diesem Moment 12.55 Uhr und folgerichtig entschieden wir uns, in einem der nahe gelegenen Restaurants etwas zu essen. Zuerst staunten wir schon ein wenig, dass wir die einzigen Gäste waren. An der Qualität des Restaurants konnte es nicht gelegen haben, denn das Essen war einmal mehr vorzüglich. Mit der Zeit gesellten sich dann auch noch weitere Familien ins Restaurant und ob dem Ramba-Zamba der vielen lauten Kinder waren wir nicht unglücklich, endlich die Rechnung zu begleichen. Noch ein kurzer Blick auf das iPhone und oha! Dieses zeigte 13.10 Uhr an! Nun fiel es uns plötzlich wie Schuppen von den Augen. Alles klar. In der vergangenen Nacht wurde auch in Albanien auf Winterzeit umgestellt, was das iPhone im Vergleich zu uns und zur mechanischen Uhr von Veronika natürlich automatisch bemerkt hatte.

Nun gut. Wir mochten nicht noch einmal zwei Stunden warten und so begaben wir uns, was den Museumsbesuch anbelangte, unverrichteter Dinge auf den Heimweg nach Durrës. Auch ohne Besuch im Skanderbeg-Museum war es ein absolut spannender Tag voller neuer Eindrücke. Wir sind sicher, dass wir diese spezielle, irgendwie skurrile aber äusserst spannende Stadt wieder einmal besuchen werden und mit einem etwas besseren persönlichen Zeitmanagement, wird dann sicher auch ein Besuch im Museum möglich sein.

Übrigens, das Kalb war bei unserer Abfahrt in Kruja noch immer auf dem Trottoir!

Samstag, 26. Oktober 2013

beim einkaufen ...

Das durchschnittliche Jahreseinkommen in Albanien beträgt rund 3'500 Franken. Damit belegt Albanien auf der Rangliste des Internationalen Währungsfonds Rang 104, noch hinter Ländern wie Angola, Botswana, Algerien oder Peru. Um die albanische Volkswirtschaft steht es definitiv nicht zum Besten, auch wenn die inzwischen abgewählte alte Regierung in den vergangenen Jahren immer wieder stolz betont hat, dass Albanien mit seiner Wachstumsrate von 3 bis 5 Prozent nach Deutschland die Nummer 2 in Europe sei. Fünf Prozent von Nichts ist halt immer noch nicht viel und so lebt ein Grossteil der Bevölkerung in Albanien immer noch unter ganz schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Auch wenn man das als aussenstehender Beobachter vor allem in städtischer Umgebung zuerst gar nicht erkennt.

Unter diesem Gesichtspunkt ist es eigentlich nachvollziehbar, dass hier das Preisniveau für unsere Verhältnisse entsprechend tief ist. Und trotzdem staunen wir immer wieder, wenn uns im Supermarkt die Rechnung für einen prall gefüllten Einkaufskorb präsentiert wird. Diese Preise sind für uns natürlich sehr angenehm und schön. Betrachtet man aber die Relation mit dem durchschnittlichen Einkommen in der Schweiz, dann ist dieses rund 20 Mal höher als hier und die für uns paradiesischen Preise sind dann doch nicht 20 Mal tiefer.

Kleines Beispiel gefällig? 100 albanische Lekë entsprechen im Moment knapp 90 Rappen.

- 12 Qofte (Hackfleischrollen): 100 Lekë
- 500 g Cous Cous : 170 Lekë
- 250 g Kaffee: 230 Lekë
- 2 l Mineralwasser: 50 Lekë
- 4 Flaschen lokales Bier: 260 Lekë
- 1 l importierter Orangensaft: 209 Lekë
- 0.5 l Raki: 270 Lekë

Total: 1289 Lekë oder rund 11 Franken

Selbstverständlich steht auf unserer Einkaufsliste nicht immer nur Bier und Schnaps. Und Brot, Gemüse, Früchte und Milchprodukte holen wir beim Händler an der Ecke und dort gibt es halt in der Regel keinen Kassenbon ;-)

interessante parallelen ...

  

Bevor ich Albanien das erste Mal besuchte, war ich davon überzeugt, dass das Schweizer Konzept des Reduits aus dem 2. Weltkrieg und die damit verbundene Verbunkerung der Schweiz, die ihr Ende erst weit nach dem Kalten Krieg fand, weltweit einmalig sein muss.

Dem ist aber ganz offensichtlich nicht so. Denn wer sich in Albanien umsieht, wird über kurz oder lang feststellen, dass das ganze Land mit kleinen pilzförmigen Bunkern übersät ist. Diese sind Zeitzeugen aus der düsteren Zeit der 40 Jahre andauernden Diktatur unter Enver Hoxha, welche letztendlich in der vollständigen Isolation des Landes geendet hatte. Nachdem Hoxha sich der Reihe nach mit Jugoslawien, mit Russland und schlussendlich auch mit dem letzten Verbündeten China verkracht hatte, war dessen Paranoia soweit fortgeschritten, dass er zwischen 1972 und seinem Tod im Jahre 1984 rund 750'000 Bunker bauen liess, um sich gegen allfällige Invasoren verteidigen zu können. Die Devise lautete, ein Bunker pro vier Bewohner, wobei die Albaner verpflichtet waren, den ihnen zugeteilten Bunker auch schön sauber zu halten. Wenigstens wurden bei uns für diese Aufgabe nur Soldaten aus dem eigens dafür vorgesehenen Festungswachtkorps bemüht. Wobei, waren da nicht auch all die privaten Zivilschutzkeller? Irgendwie interessante Parallelen. Der einzige Unterschied liegt wohl darin, dass der Bunkerbau in Albanien, wie so vieles andere auch, erst rund 40 Jahre später einsetzte.

Während die Schweiz heutzutage die teuer zu wartenden Festungen zunehmend eliminiert, privat verkauft oder für viel Geld zurückbaut (Mann oder besser Wehrmann denke hier an all die unbeliebten ASU aus dem WK), ist die Situation hier in Albanien anders, denn Geld ist grundsätzlich keines vorhanden. Die definitiv hässlichen Betonpilze, inzwischen zum Teil bunt bemalt, werden kurzerhand zu Ort für die Notdurft, als Stall für Hühner oder Schafe, als Materiallager und in einzelnen Fällen gar als Bar, Restaurant oder Verkaufsladen umgenutzt. Vielleicht wäre da ja noch die eine oder andere Businessidee für ausgediente Bunker in der Schweiz dabei.

Ich verweise selten auf einen Artikel im Internet. aber der folgende Artikel im Spiegel Online ist wirklich lesenswert und enthält wirklich irgendwie witzige, wenn auch etwas skurrile Fotos. Alle in Deckung

Montag, 21. Oktober 2013

ein herrlicher sonntag ...

Nachdem wir in den letzten Beiträgen vor allem vom Müll und anderen unschönen Sachen berichtet haben, wird es höchste Zeit, einmal von den schönen Seiten Albaniens zu berichten. Denn solche gibt es nämlich zuhauf. Als wunderbares Beispiel eigenen sich dazu einige Bilder von gestern Sonntag. Wir haben den ganzen Nachmittag in einer idyllischen Bucht etwas abseits von Durrës verbracht. Die Aussicht auf das offene Meer war bei rund 24 Grand und Sonnenschein herrlich, zum kühlen Weisswein wurden Oliven. Käse und Fisch serviert, die ansässige Bäuerin führte zu Belustigung aller Anwesenden ihre Gänse spazieren und zum Abschluss gab es noch einen Sonnenuntergang wie aus dem Bilderbuch. Eigentlich nachvollziehbar, dass wir uns hier puddelwohl fühlen.

  
  

Montag, 14. Oktober 2013

shqiperi : zvicer = brasil

Ich weiss, eigentlich ist dieser Beitrag (mindestens aus sportlicher Sicht) ein alter Zopf. Die Schweiz hat inzwischen auch ihr letztes Qualifikationsspiel gegen Slowenien gewonnen und sich eigentlich ziemlich souverän für die Fussball WM 2014 in Brasilien qualifiziert. Nichts desto trotz gibt es in der Schweiz natürlich weiterhin unzählige Pessimisten, die von Losglück und einfacher Gruppe sprechen.

Egal, das soll hier nicht das Thema sein. Gerne komme ich aber noch einmal auf die Begegnung Albanien - Schweiz vom 11.10.2013 hier in Tirana zu sprechen. Erstens, weil wir live im Stadion dabei sein durften und zweitens, weil so ein Fussballspiel halt doch mehr über soziale Zusammenhänge und Kultur preisgibt, als man vielleicht denkt.

Zuerst einmal war es sehr spannend, im Vorfeld des Spiels die Presse auf beiden Seiten zu beobachten. Während die Journalisten in der Schweiz von einem bevorstehenden Spiessrutenlauf im Hexenkessel von Tirana sprachen, ging es hier in Albanien wesentlich ruhiger zu und her. Man hatte die Tatsache akzeptiert, dass die Chancen für eine Qualifikation von Albanien praktisch gleich Null waren und dass die Schweiz spielerisch eine bessere Mannschaft hat. Im Vergleich zum Hinspiel im September 12 in Bern waren auch praktisch keine nationalistischen Töne zu hören. Damals wurden die Schweizer Spieler mit albanischen (oder besser kosovarischen) Wurzel heftig an den Pranger gestellt und gar als Verräter betitelt. Albanien stand damals vor den Wahlen und da kam so heimatliche Stimmungsmache gerade gelegen. Nun gut, die Wahlen sind Geschichte, die Machtverhältnisse neu verteilt und die neue Regierung scheint jetzt (richtigerweise) wichtigere Themen als Fussball auf der Agenda zu haben.

Erfreulich war dann die Berichterstattung in der Schweiz nach dem unerwartet freundlichen Empfang der Nati hier in Albanien. Eigentlich war nichts anderes zu erwarten, denn die Albaner sind wirklich extrem gastfreundlich und empfangen Gäste stets mit Respekt. Und ausserdem sind hier ja auch alle mächtig stolz auf ihren Shaquiri, Xhaka, Behrami und Kasami, auch wenn sie jetzt halt für die Schweiz spielen und eigentlich auch nicht Albaner, sondern Kosovaren sind. Und der Kosovo ist (noch) nicht als eigenständige Nation anerkannt und hat deshalb gemäss FIFA auch kein Recht, eine Nationalmannschaft in die Quali für die WM zu schicken. Aus albanischer Sicht sind das eben alles Albaner und wenn es sein muss, werden auch noch die Mazedonier Dzemaili und Mehmedi mitgezählt.

Aus diesem Blickwinkel mag es auch nicht erstaunen, dass dann am Spieltag unzählige Cars mit kosovarischen Nummernschildern in Tirana vorfuhren. Pristina ist ja gerade mal 3 Stunden Fahrt über eine topmoderne Autobahn entfernt. Auch wir waren auf der Tribüne (also auf den teuren Plätzen) von Kosovaren und Kosovarinnen umgeben. Wenn man aber dann genau hinhörte, hörte man da Ostschweizer-Dialekt und dort urchiges Berndeutsch. Subjektiv einfach im "falschen" Leibchen. Übrigens schätzte man auf Schweizer Seite, dass rund 300 der insgesamt 700 in der Schweiz verkauften Tickets an Schweiz-Kosovaren gingen. Entsprechend war auch der Sektor der Schweizer Fans vis a vis von unserer Tribüne nicht ganz so dicht besiedelt.

Nun gut. Im Spiel selber konnte man als Schweizer ja zuerst fast den Eindruck gewinnen, als hätten sich unsere Kosovaren vorgenommen, kein Tor zu schiessen. Shaquiri und Xhaka haben ja Grosschancen kläglich vergeben. Nach einem üblen Foul hat sich dann der Xherdan aber offenbar anders besonnen und das Leder zum 0:1 eingeschoben. Zuerst habe ich einige Sekunden gedacht, dass die Meute jetzt völlig durchdreht. Weit gefehlt. Viele haben sich sogar gefreut. Auch die Stimmung und die vielen freundschaftlichen Szenen auf dem Spielfeld waren sehr fair und vorbildlich. Klar, gab es im Stadion auch Pfiffe und Verräter-Sprechchöre (vor allem Behrami musste da einiges einstecken), aber solche Idioten gibt es ja auch bei uns in jedem Stadion.

Nach dem Spiel durften wir, gut erkennbar im Schweizer Dress, auf jeden Fall unzählige spontane Gratulationen und Shake-Hands entgegen nehmen. Sehr sympathisch! Auch andere Schweizer Fans berichteten uns nur von positiven Erlebnissen im Vorfeld des Spiels in Tirana. Und überhaupt. Entgegen unseren Klischees ist die persönliche Sicherheit (auch für Frauen) hier absolut kein Thema.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass eben nicht nur politische Konstrukte wie die EU (DER Traum aller Albaner) oder Entwicklungszusammenarbeit verbindet. Manchmal reicht einfach ein Fussballspiel, auch wenn ich dem machtbesessenen FIFA-Sepp aus dem Wallis nur ungern Recht gebe.

besuch aus der schweiz ...

Vergangene Woche durften wir mit Deiv und Dominik erstmals Besuch aus der Schweiz bei uns empfangen. Die Idee des Besuchs war bereits letzten Frühling entstanden, weil der Onkel von Deiv der Schweizer Botschafter in Albanien ist. Nicht dass die Beiden grosse Fussballfans wären, aber zusätzlich war ja da noch das Fussball-Länderspiel zwischen Albanien und der Schweiz. Grund genug also, für einen Abstecher nach Albanien. Wir haben den Kurzbesuch der Beiden als willkommene Abwechslung sehr genossen. Wer Deiv und Dominik kennt, kann sich sicher gut vorstellen, dass das Wiedersehen ziemlich lustig war und bis spät in die Nacht hinein gedauert hat. Durch die Beziehungen von Deiv wurden wir dann am Freitag vor dem Fussballspiel sogar noch spontan zu einem Apero in die Residenz der Schweizer Botschaft eingeladen, was für uns eine absolut neue Erfahrung war und uns einen spannenden Einblick verschaffte. Man möge uns verzeihen, dass wir aus staatspolitischen Gründen hier keine weiteren Details über die anwesende Prominenz oder die Gespräche preisgeben. Nur so viel sei verraten: Der ebenfalls anwesende Chef von Stephan traute seinen Augen kaum, als Deiv bei unserer Ankunft bei der Botschaft statt zu klingeln, kurzerhand einen Schlüssel für das Eintrittstor und die Residenz aus seinem Hosensack zauberte. Ja, man muss halt einfach die richtigen Leute kennen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Deiv und Dominik für die vergnüglichen und amüsanten Stunden und wünsche ihnen eine erfolgreiche Reintegration und Resozialisierung in der Schweiz :-)

Sonntag, 6. Oktober 2013

von der müllabfuhr ...

In einem fremden Land funktioniert bekanntlich vieles anders als zu Hause. Vielleicht weil wir Schweizer Weltmeister der Abfalltrennung und des Recyclings sind - persönlich wäre ich eigentlich lieber einmal Weltmeister im Fussball - ist unser Blick etwas sensibilisiert, wenn es um die Abfallentsorgung geht. Etwas lässt sich gleich vorneweg festhalten. Mit wenigen Ausnahmen ist es hier in Albanien eigentlich ganz sauber. Auf jeden Fall sauberer, als wir das aus anderen Ländern kennen. Und es gibt auch ein System bei der Müllabfuhr, bei welcher der Abfall sogar getrennt wird. Einfach etwas später in der Verarbeitungskette, als wir uns das gewohnt sind :-)

Sämtlicher Müll wird in Plastiksäcken oder auch offen in einen der Container geworfen, die überall entlang der Strasse stehen. Selbstverständlich braucht es dafür keinerlei Gebührenmarke. Wer jetzt auf den gelegentlichen oder gar regelmässigen Besuch des Müllwagen wartet, der kann lange warten. Unzählige Leute aus der untersten Schicht der Gesellschaft fahren mit Pferdefuhrwerken oder kuriosesten Kombinationen aus Töff und Ladewagen den ganzen Tag entlang dieser Container und durchsuchen den Müll nach wiederverwertbaren Materialien. Dabei wird Metall, Glas, PET und Karton sauber getrennt. Wir gehen davon aus, dass diese Leute dann einen bescheidenen Beitrag an ihren Lebensunterhalt bekommen, wenn sie das Material wo auch immer abliefern. Gesehen haben wir einen solchen Ort noch nicht.

Trotz sauberem Aussortieren des Wiederverwertbaren füllen sich diese Container natürlich mit der Zeit. Der Einfachheit halber werden diese Metallcontainer dann häufig einfach in Brand gesetzt. Das schafft Platz für neuen Müll. Weil beim Abfackeln des Mülls aber auch unerwünschte Dämpfe entstehen könnten, werden vor dem Anzünden noch zwei, drei Schaufeln Kalk beigemischt, wie die weissen Spuren rund um die Container eindrücklich belegen. Kalk dient bekanntlich als Katalysator und verhindert, dass beim Verbrennen giftige Stoffe in die Luft entwichen. So liegen sie wenigstens gebunden rund um die Container. Und wenn dann der nächste Regen kommt, dann... Gut, das ist ein anderes Thema. In vielen Bereichen ist der Fortschritt und die Entwicklung in Albanien gut sichtbar und spürbar. Aber in vielen Bereichen gibt es eben auch noch Handlungsbedarf. Ach ja, und eine weitere Frage bleibt für mich ungeklärt. Die Metallcontainer werden zunehmend durch modernere Behälter aus Plastik ersetzt. Wie wird wohl mit vollen Plastikcontainern verfahren? Ich bleibe dran...

  

Nachtrag: Wie wir aus gut unterrichteter Quelle inzwischen erfahren haben, werden die Müllcontainer jede Nacht geleert, in Durrës unter anderem mit einem ausgedienten Abfallwagen von Basel! Da wir uns eben immer ganz vorbildlich früh zu Bett begeben, konnten wir das einfach noch nie selber beobachten :-)

trautes heim, glück allein - teil 2 ...

Und weiter geht es mit Teil 2 der virtuellen Wohnungsbesichtigung. Heute: Der Lift!

Donnerstag, 3. Oktober 2013

tücken der kommunikation ...

Eigentlich machen wir täglich Fortschritte mit unseren Kenntnissen der Albanischen Sprache. Es sind doch bereits einige Worte zusammen gekommen. Aber ein Umstand bereitet uns (und wohl allen Fremden hier) besonders grosse Mühe. Denn noch bevor wir als Kind unsere ersten Worte von uns gegeben haben, haben wir gelernt, mit dem Kopf zu schütteln, wenn uns etwas nicht gepasst hat, oder eben zu nicken, wenn wir einverstanden waren. Und jetzt, nach nunmehr fast 44 Jahren ist plötzlich alles umgekehrt. Die Albaner wackeln nämlich erfreut mit dem Kopf hin und her, um ihre Zustimmung auszudrücken. Im Gegensatz dazu wird heftig genickt, um eine Situation oder eine Frage zu verneinen. Daran könnte man sich vielleicht trotz Urinstinkten noch gewöhnen. Richtig verwirrend wird es dann für unser Empfinden erst, wenn man die Geste netterweise noch mit einem gesprochenen ja oder nein untermauern will. Denn jo (also identisch unserer berndeutschen Zustimmung) heisst im Albanischen nein, während po ja heisst. Also, bei Zustimmung ja nicht mit dem Kopf nicken und jo sagen. Und bitte auch nicht erschrecken, wenn jemand auf eine nette Frage mit dem Kopf schüttelt :-) Alles klar? Wir üben weiter...

Dienstag, 1. Oktober 2013

trautes heim, glück allein - teil 1 ...

Es ist uns eine grosse Freude, euch in den nächsten Tagen mit kleinen Videobotschaften unser neues Zuhause vorzustellen. Vorhang auf für Teil 1! Wir wünsche viel Vergnügen.