In einem fremden Land funktioniert bekanntlich vieles anders als zu Hause. Vielleicht weil wir Schweizer Weltmeister der Abfalltrennung und des Recyclings sind - persönlich wäre ich eigentlich lieber einmal Weltmeister im Fussball - ist unser Blick etwas sensibilisiert, wenn es um die Abfallentsorgung geht. Etwas lässt sich gleich vorneweg festhalten. Mit wenigen Ausnahmen ist es hier in Albanien eigentlich ganz sauber. Auf jeden Fall sauberer, als wir das aus anderen Ländern kennen. Und es gibt auch ein System bei der Müllabfuhr, bei welcher der Abfall sogar getrennt wird. Einfach etwas später in der Verarbeitungskette, als wir uns das gewohnt sind :-)
Sämtlicher Müll wird in Plastiksäcken oder auch offen in einen der Container geworfen, die überall entlang der Strasse stehen. Selbstverständlich braucht es dafür keinerlei Gebührenmarke. Wer jetzt auf den gelegentlichen oder gar regelmässigen Besuch des Müllwagen wartet, der kann lange warten. Unzählige Leute aus der untersten Schicht der Gesellschaft fahren mit Pferdefuhrwerken oder kuriosesten Kombinationen aus Töff und Ladewagen den ganzen Tag entlang dieser Container und durchsuchen den Müll nach wiederverwertbaren Materialien. Dabei wird Metall, Glas, PET und Karton sauber getrennt. Wir gehen davon aus, dass diese Leute dann einen bescheidenen Beitrag an ihren Lebensunterhalt bekommen, wenn sie das Material wo auch immer abliefern. Gesehen haben wir einen solchen Ort noch nicht.
Trotz sauberem Aussortieren des Wiederverwertbaren füllen sich diese Container natürlich mit der Zeit. Der Einfachheit halber werden diese Metallcontainer dann häufig einfach in Brand gesetzt. Das schafft Platz für neuen Müll. Weil beim Abfackeln des Mülls aber auch unerwünschte Dämpfe entstehen könnten, werden vor dem Anzünden noch zwei, drei Schaufeln Kalk beigemischt, wie die weissen Spuren rund um die Container eindrücklich belegen. Kalk dient bekanntlich als Katalysator und verhindert, dass beim Verbrennen giftige Stoffe in die Luft entwichen. So liegen sie wenigstens gebunden rund um die Container. Und wenn dann der nächste Regen kommt, dann... Gut, das ist ein anderes Thema. In vielen Bereichen ist der Fortschritt und die Entwicklung in Albanien gut sichtbar und spürbar. Aber in vielen Bereichen gibt es eben auch noch Handlungsbedarf. Ach ja, und eine weitere Frage bleibt für mich ungeklärt. Die Metallcontainer werden zunehmend durch modernere Behälter aus Plastik ersetzt. Wie wird wohl mit vollen Plastikcontainern verfahren? Ich bleibe dran...
Nachtrag: Wie wir aus gut unterrichteter Quelle inzwischen erfahren haben, werden die Müllcontainer jede Nacht geleert, in Durrës unter anderem mit einem ausgedienten Abfallwagen von Basel! Da wir uns eben immer ganz vorbildlich früh zu Bett begeben, konnten wir das einfach noch nie selber beobachten :-)
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