Donnerstag, 21. August 2014

nicht zu verkaufen ...

... und auch nicht zu mieten! Solche Transparente habe ich in Bogotá an vielen älteren Gebäuden gesehen. Allerdings ist mir das Wörtchen "no" - die spanische Verneinung - lange gar nicht aufgefallen. Aufgrund des baulichen Zustandes der Gebäude und mit einem europäischen Filter vor den Augen war ich lange davon überzeugt, dass es sich jeweils um Verkaufsobjekte handeln muss. Bei uns werden die Liegenschaften schliesslich auch beschildert, wenn sie zum Verkauf stehen. Dazu kommt, dass auch auf den Plakaten in Kolumbien eine Telefonnummer für eine prangt.

Erst nach einigen Tagen und beim genaueren Hinschauen habe ich bemerkt, dass mich meine Wahrnehmung beschissen hatte. Und diese Entdeckung verwirrte mich. Ich fand es doch sehr sonderbar, dass die Kolumbianer diejenigen Häuser anschreiben, welche nicht zu verkaufen sind! Mein Nachfragen bei den lokalen Arbeitskollegen hat mir dann aber Klarheit verschafft. Und die Kollegen waren ob meiner naiven Fragerei etwa gleichsam verwirrt, wie ich zuvor. Einmal mehr ein Lehrstück aus der Kategorie, dass die Lösung eines Rätsels zwar extrem plausibel sein kann, aber aufgrund von kulturellen Differenzen eben doch nicht naheliegend.

Man liess mich nämlich wissen, dass diese Beschilderungen dem Schutz der potenziellen Käufer dienen. Denn wären die Häuser nicht als unverkäuflich markiert, würden diese Objekte sofort von "vermeintlichen" Maklern verhökert, welche weder rechtmässige Besitzer der Liegenschaft sind, noch über einen offiziellen Auftrag zum Verkauf haben. Zweifelsohne ein gewieftes, wenn auch dreistes Businessmodell. Ok, das habe ich verstanden. Für mich bleibt also lediglich die Frage offen, ob auch der Rückkehrschluss zulässig ist und folglich alle nicht beschilderten Häuser zu kaufen sind? Aus Respekt und Nachsicht mit meinen Arbeitskollegen habe ich diese Frage aber nicht auch noch gestellt.

Montag, 18. August 2014

über den gotthardpass ...

Seit nunmehr fast 5 Jahren schreibe ich in diesem Blog Geschichten und über Eindrücke von unseren Reisen. Obschon wir eigentlich auch ziemlich viel in der Schweiz unterwegs sind, habe ich unserem Heimatland bis heute keinen einzigen Beitrag gewidmet. Eigentlich absolut zu Unrecht, denn die Schweiz hat weiss Gott wirklich ganz viel zu bieten. Dieser Missstand soll jetzt endlich behoben werden.

Ende Juli fuhren wir wieder einmal für ein paar Tage ins Tessin. Das Wetter war zwar wie bereits der ganze Sommer hundsmiserabel, aber wir genossen die Ruhe und Abgeschiedenheit im Rustico einer Verwandten trotzdem sehr.

Schon vor der Abfahrt war für uns klar, dass wir den alltäglichen Stau in der Sommerzeit vermeiden und seit langem wieder einmal über den guten alten Gotthardpass fahren wollten. Diese Intension liess sich ausserdem hervorragend mit Plan kombinieren, unterwegs noch einige Geocaches zu suchen. Nach einem Halt an der Teufelsbrücke und einer Bratwurst auf dem Hospiz war es trotz bedecktem Himmel ein Hochgenuss, praktisch ohne Gegenverkehr die alte Passstrasse Tremola Richtung Süden zu befahren. Unweigerlich kamen Erinnerungen an die Kindheit hoch. Eine Zeit, in welcher es noch keinen Tunnel für den Strassenverkehr durch den Gotthard gab und noch jedes fünfte Auto mit kochendem Motor auf der Passstrasse stehen blieb. Die Tremola ist wahrlich ein imposantes Meisterwerk aus den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts

  

Ganz speziell war dann auch der Abstecher zum Bunker Fieudo auf unserer Rückfahrt in den Norden. Dieser Infanteriestützpunkt aus Granit und mit polygonalem Grundriss stammt aus dem Jahr 1905 und gehört zur Festung Motto Bartolo. Unweigerlich sind uns da natürlich wieder die Parallelen zu all den Bunkern in Albanien in den Sinn gekommen, welche ich früher bereits an dieser Stelle beschrieben habe. Der Aufstieg zum Bunker auf 2130 Meter war in kalten Wind zwar nicht ganz ohne. Oben angekommen wurden wir dann aber einerseits mit dem Fund eines Geocaches belohnt und andererseits gewährte uns dieser Standort eine atemberaubende Aussicht auf die Tremola, welche wir einige Tage zuvor befahren hatten.

Ach ja. Und ebenfalls absolut besuchenswert ist die Kirche San Martino im hübschen Dorf Calonico. Neben der spektakulären Lage der Kirche auf einem Felsvorsprung hoch über der Leventina soll dieser Ort übrigens auch ein spezieller Kraftort sein...