Samstag, 7. Juni 2014

die geschichte von den fröschen ...

In der Nähe meiner Wohnung befindet sich ein grösserer Tümpel. Zum Glück nur in der Nähe und nicht unmittelbar daneben. Denn was sich da zu nächtlicher Uhrzeit abspielt, ist für Naturfreunde zwar ein akustischer Hochgenuss, für die unmittelbaren Nachbarn aber sicherlich der Horror. Doch hört euch doch das folgende Nachtvideo selber an:



Offenbar hatten die Nachbarn dann vor rund zwei Wochen doch genug von diesem nächtlichen Froschkonzert und haben das Problem auf die harte Tour angepackt. Mit einem Generator und einer grossen Pumpe wurde die Kloake während rund 20 Stunden in den nächstgelegenen Kanalisationsschacht gepumpt. Am folgenden Tag präsentierte das "Naherholungsgebiet" dann seinen wahren Hintergrund. Es handelt sich um ein Fundament und ganz offenbar, und wie so oft in Albanien, ist der Bauherr wohl bereits in einer frühen Bauphase in einen Liquiditätsengpass geraten.



Mit Sicherheit hat der eine oder andere Quacker bei der Pumpaktion sein Leben gelassen und die ersten Nächte war es ruhig im Quartier. Aber warum auch immer wurde der Tümpel nicht vollständig trocken gelegt. Übrigens ein weiteres Phänomen, welches hier häufig zu beobachten ist. Mit Enthusiasmus und grossem Eifer wird eine Arbeit angegangen, um sie dann halbfertig liegen zu lassen. Entsprechend war auch die Ruhe nur von kurzer Dauer. In den letzten Nächten habe ich mit einem Schmunzeln festgestellt, dass sich die Frösche langsam aber sicher ihr Zuhause zurück erobern. Und sollte es in den nächsten Tagen noch etwas Regen geben, ist definitiv wieder alles beim Alten. Obschon, eigentlich ist es mir ein Rätsel, wie Frösche in einer solchen, mit Müll gefüllten Kloake überhaupt überleben können. Die Evolutionstheorie lässt grüssen!

Donnerstag, 5. Juni 2014

auf dem llogara pass

  

Ein weiterer Höhepunkt unseres Ausflugs in den Süden von Albanien war ohne Zweifel auch die Fahrt auf den Qafa Llogara. Mit neunen Einspritzpumpen und alter Motorkraft waren wir für die Fahrt auf den 1027 Meter hohen Pass bestens gerüstet. Das konnten lange nicht alle von sich behaupten und schon auf dem untersten Drittel passierten wir mehrere überhitzte oder defekte Mercedes. Ein Anblick, welcher mich an meine Kindheit und die Autofahrten über den Gotthard in die Sommerferien erinnerte. Bei uns trifft man das inzwischen ja nur noch ganz selten an. Obschon in Albanien extrem viele teure Karossen gefahren werden (und man sich ab und zu schon fragen kann, wie die das bezahlen), sind viele davon verhältnismässig schlecht gewartet und stossen oft dicken, schwarzen Qualm aus, weil qualitativ schlechtes und ab und an auch mal Diesel statt Benzin oder umgekehrt getankt wird.

Von Norden her führt die Strasse durch schöne Wälder hoch zur Passhöhe. Ab und zu hat die Strasse tiefe Risse, ist der Asphalt ganz weggebrochen oder weggeschwemmt oder es gilt andere unerwartete Hindernisse zu umfahren (vgl. Foto). Aber man hat eigentlich nicht wirklich das Gefühl, dass man von Meereshöhe her kommend auf über 1000 Meter hoch fährt. Das wird einem aber dann sofort klar, wenn man auf der Passhöhe angekommen ist. Das Panorama und die Aussicht auf das ionische Meer und die Insel Korfu sind schlicht überwältigend. Und dass man hier schon nahe Griechenland ist, bemerkt man auch am "Willkommen in Griechenland" SMS von Swisscom. Im Süden fällt dann der Pass steil zum Meer ab. Auf diesem Abschnitt wähnt man sich dann definitiv wie auf einer Passstrasse in der Schweiz.

Aus Zeitgründen fuhren wir nur einige Kilometer hinunter, um einmal mehr einen Cache zu suchen. Das Wochenende sollte uns bezüglich Geocaching aber kein Glück bringen und wir haben auch diese Dose nicht gefunden. Dafür hat uns das GPS zu einer etwas versteckten, von der Strasse nicht einsehbaren Plattform mit einem grossen alten Bunker geführt. Ein weiterer skurriler Zeitzeuge eines düsteren Kapitels der jüngeren albanischen Geschichte. Auf der Rückfahrt kauften wir dann am Strassenrand noch feinen Honig. Zur grossen Freude von Veronika schenkte ihr der freundliche kleine Honigverkäufer noch einen Sack mit dem, von ihr so geliebten Qaj Mali (Bergtee)!

  

Mittwoch, 4. Juni 2014

geburtstag im kalten wasser ...

Keine Panik. Die Geburtstagsfeier von Veronika ist nicht ins kalte Wasser gefallen. Kaltes Wasser ist lediglich die deutsche Übersetzung der Ortschaft Uji i Ftohtë, wenige Kilometer südlich von Vlorë. Und genau hier haben wir uns auf unserem Wochenentrip für die Nacht niedergelassen. Irgendwie fühlten wir uns einem Moment fast wie im Tessin. Eine kurvige Strasse führt dem Ufer entlang durch kleine Dörfer mit unzähligen Restaurants, die in den ziemlich steilen Hang hinein gebaut wurden. Eben fast wie wenn man dem See entlang von Lugano über Gandria nach Italien fährt. Allerdings ist es hier kein See, sondern das Mittelmeer am Scheidepunkt zwischen der Adria und dem Ionischen Meer. Bei unserer Ankunft im spontan ausgewählten netten kleinen Hotel Zhironi konnten wir bei einem kühlen Bier gerade noch den spektakulären Sonnenuntergang geniessen. Das Hotel ist übrigens in Wirklichkeit noch viel hübscher als seine Webseite, obschon auch da schöne Fotos zu sehen sind. Dem kühlen Bier folgten zwei, drei weitere und schliesslich ein ganz feines Nachtessen auf der coolen Terrasse des Hotels. Schwatzend und philosophierend vergingen die Stunden in Windeseile und Veronikas Geburtstag nahm trotz erlebnisreichem, mit Zwischenfällen gespicktem Tag doch noch ein gebührendes Ende.

Die ganze Schönheit dieser Gegend offenbarte sich uns dann aber am Sonntagmorgen beim ersten Blick aus dem Fenster unserers Zimmers. Das Wasser ist hier so sauber und klar, dass man die Fische darin noch aus grosser Entfernung von blossem Auge erkennen kann. Am liebsten wären wir gleich einige Tage geblieben, aber für den Sonntag stand noch ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm und am Montag musste ich schliesslich wieder zur Arbeit. Veronika und ich waren uns aber sofort einig. Wenn irgendwie möglich, kommen wir gerne wieder einmal zurück ins kalte Wasser :-)

  
  

Montag, 2. Juni 2014

zvërnec ...

Nach dem Ärger mit der Parkbusse und dem defekten Auto wurden wir dann endlich belohnt. Inzwischen war es früher Abend und die Sonne stand schon ziemlich tief. Aber gerade diese Lichtverhältnisse haben unsere Ankunft in Zvërnec zu einem besonderen Moment gemacht. Die hübsche kleine Insel mit wunderschönem Pinienwald und einer gut erhaltenen orthodoxen Klosterkirche aus dem 13. Jahrhundert erreicht man zu Fuss über einen etwas abenteuerlichen Holzweg.



Das man mit dem Auto nicht direkt vor ein Gebäude fahren kann, ist in Albanien wirklich eine Seltenheit. Vielleicht war gerade das auch der Grund, weshalb neben uns nur wenige andere Besucher auf der Insel waren. Immerhin war Samstag und das Wetter lies nichts zu wünschen übrig. Vielleicht war es aber auch die inzwischen vorgerückte Zeit. Egal, uns war es mehr als recht und wir genossen die Ruhe und Stille sehr. Trotz Idylle und perfekter Stimmung gab es aber auch hier einen kleinen Dämpfer zu verzeichnen. Trotz intensiver Suche konnten wir den Geocache nicht finden, der hier eigentlich in einer Mauer versteckt sein sollte. Dieser wurde wohl in der Zwischenzeit "gemugglet" (entwendet), wie man im Jargon der Geocacher pflegt zu sagen. Aber auch ohne diesen Fund hat sich der Abstecher nach Zvërnec sehr gelohnt. Ein wahrlich hübsches Fleckchen Erde!

  
  

Sonntag, 1. Juni 2014

unsere makina macht ärger ...

Nach unserer eher zwiespältigen Begegnung mit Fier ging die Fahrt weiter Richtung Süden nach Vlora. Die 40 Kilometer zwischen Fier und Vlora waren dann auch rasch zurückgelegt, denn 2011 wurde die Autostrada A2 eröffnet. Wenn man die Autobahnauffahrt erst einmal gefunden hat - die Abzweigung gleicht eher einem Feldweg, bevor dieser dann urplötzlich auf eine vierspurige Autobahn mündet - fällt einem die Einhaltung der Geschwindigkeitslimite von 90 km/h sehr schwer. Mit Sicherheit lag es aber mehr am Allgemeinzustand unseres Autos als am Tempo, dass der Motor kurz vor Vlora komisch zur ruckeln begann. Die Kraft war plötzlich weg und prompt fing am Armaturenbrett auch eine gelbe Lampe an zu blinken. Das Projektauto stammt ursprünglich aus der Schweiz, weshalb ein deutsches Handbuch vorhanden ist. Dem war dann zu entnahmen, dass es sich um eine Störung im Abgasbereich handeln musste, bei deren Auftreten sofort der Fachmann aufgesucht werden soll. Glücklicherweise waren wir kurz vor der Stadt Vlora. Das Auffinden einer Garage sollte also kein Problem sein. Aber ein Fachmann? Zudem wurden bei Veronika und mir böse Erinnerungen geweckt, als wir in Frankreich einmal Ärger mit unserem eigenen Auto hatten.

Unsere Zweifel waren aber völlig unberechtigt und einmal mehr im Leben wurden wir eines Besseren belehrt. In der ersten Garage liess man sofort alles fallen, um sich unserem Problem anzunehmen. Zielstrebig öffnete der Mechaniker nach Tobis italienischer Problembeschreibung die Motorhaube, löste einige Abdeckungen, deckte zwei Klappen auf und rümpfte dann die Nase. Seine erste Diagnose tönte übel, aber zu unserem Erstaunen zauberte er ein Messgerät hervor, schloss es an und erklärte uns auf dem Display, dass zwei der vier Zylinder nicht mehr richtig funktionieren. Mangels Ersatzteilen schickte er uns dann 300 Meter weiter in eine andere Garage. Grossherzig wies er sogar das angebotene Trinkgeld zurück und fügte noch an, dass sein Kollege ein wahrer Experte sei.

Ob der Diagnose erwarteten wir eine kompliziertere Reparatur und stellten und innerlich schon darauf ein, die Pläne für das Wochenende, notabene Veronikas Geburtstag, fallen zu lassen und im Bus nach Durrës zurückzukehren. In der zweiten Garage erwartete man uns schon. Offenbar hatte man uns (arme Schweine) bereits telefonisch angekündigt. In dieser VW-Garage sprach der Chef sogar gebrochen Deutsch und er nahm sich der Sache dann gleich selber an. Die Reparatur sei in 20 Minuten locker erledigt, liess er uns wissen. Ein kurzer Telefonanruf in eine dritte Garage und weitere 5 Minuten später waren dann auch alle notwendigen Ersatzteile vor Ort. Weil das Thermometer nachmittags um drei Uhr inzwischen auf über 30 Grad angestiegen war, zogen wir es vor, die Wartezeit im Schatten einer Kaffeebar auf der anderen Strassenseite zu überbrücken. 30 Minuten später war unser Auto dann Besitzer von vier neuen Einspritzpumpen und Zündkerzen und wir um rund 380 Franken ärmer, Arbeit mit eingeschlossen. Die alten Zündkerzen hätten gemäss Chef schon noch etwas gehalten. Aber wir wollten da nichts mehr anbrennen lassen, immerhin wartete auf unserem Routenplan noch etwas Gebirge. Am späten Samstagnachmittag ging dann unsere Fahrt endlich weiter auf die Halbinsel Zvërnec.

Und wir heben es schlussendlich dann auch geschafft. Das Foto oben im Beitrag zeigt unseren, an Kraft wiedererstarktes Golf in der Abendsonne auf Zvërnec. Dieses herrliche Fleckchen Erde verdient aber sicher einen eigenen Beitrag in diesem Blog. Mehr dazu also später.

auf nimmerwiedersehen fier ...

Glück und Unglück liegen manchmal nahe beieinander. Treffende könnte man den Ausflug vom vergangenen Wochenende gar nicht beschreiben. Doch jetzt schön der Reihe nach. Auf Anlass von Veronikas Geburtstag beschlossen wir, endlich einmal in den Süden von Albanien zu fahren. Mit von der Partie waren auch Tobi, ein Zürcher und ehemaliger Arbeitskollege von Stephan, der immer noch in Albanien weilt und Sarah, eine deutsche Kollegin von Tobi, die hier ebenfalls irgend in einem Projekt der Entwicklungszusammenarbeit tätig ist. Unser erstes Ziel war Fier (albanisch auch Fieri), eine Stadt in Mittelalbanien, deren Sehenswürdigkeiten im Reiseführer gerade einmal zwei Zeilen füllen. Der Grund für unseren Zwischenhalt in Fier war ein Geocache, der bis dato noch von niemandem gefunden wurde.

Also los, GPS ein und immer Richtung Nullpunkt. Eine erste Parkiergelegenheit hat Stephan mit dem Kommentar verschmäht, dass es sicher noch bessere Möglichkeiten näher am Nullpunkt gibt. Schliesslich sind wir in Albanien und da ist Laufen nicht wirklich im Trend. Und siehe da, am Rand der Hauptstrasse hatte es mehr als genügend freie Plätze. Rückblickend hätten wir eigentlich ob diesem Umstand schon skeptisch werden müssen. Wie dem auch sei. Die Suche nach dem Cache blieb leider erfolglos. Zu viele Leute tummelten sich an diesem Samstag auf den Strassen und uns fehlte schlussendlich der Mut, noch länger frech um fremde Häuser herumzuschleichen. 15 Minuten später waren wir also wieder bei unserem Auto und stellten verwundert fest, dass diesem am Vorderrad eine Radkralle als Wegfahrsperre verpasst wurde und zwei illustre Gestalten in komischen Uniformen beim Auto standen. Und als ob das nicht schon genug wäre, näherte sich auf der Gegenfahrbahn bereits ein grosser Abschlepplaster.

Nachdem nach einigen Minuten noch ein weiterer Uniformierter aufgetrieben wurde, der wenigstens gebrochen Englisch sprach, wurde uns erklärt, dass wir ohne gültiges Ticket geparkt hätten. Und das ausgerechnet in Albanien. In einem Land, in welchem jeder gerade parkt, wie und wo es ihm passt. Freundlich wurden wir auf das Schild aufmerksam gemacht, welches diese Regel offenbar kund tut. Dumm nur, dass es von der Strasse aus, hinter Bäumen und abgewendet zum Trottoir gar nicht zu sehen, verschweige denn zu lesen war. Uns bleibt bis heute zudem schleierhaft, wo denn diese Parktickets zu lösen wären. Parkautomaten haben wir in Albanien jedenfalls noch nie gesehen. Der nette Uniformierte informierte uns schlussendlich, dass wir das Parkticket und eine Busse zu bezahlen hätten, womit sich die Summe auf 40 Euro belaufe! Das war dann zu viel des Guten für Stephan und er rief einen albanischen Arbeitskollegen an, der sich als Logistikverantwortlicher die Klärung spezieller Situationen gewohnt ist. Das Handy wurde den Sicherheitsleuten (die keine Polizisten waren) weiter gereicht und nach mehreren Minuten heftiger Argumentation war der Betrag dann auf 3000 Lekë oder rund 20 Euro halbiert, um damit mindestens den bereits angerückten Abschleppwagen zu bezahlen.

Fier wird uns für ihren rechtlich vielleicht korrekten, in Bezug auf die Gastfreundlichkeit aber eher unbeholfenen Empfang nicht besonders symphytisch in Erinnerung bleiben. Daran vermögen sicher auch die, man möge mir die Wortwahl verzeihen, hässlichen Überbleibsel aus vergangenen Zeiten nichts zu ändern. Während der kommunistischen Diktatur war Fier eine wichtige Industriestadt. Unmittelbar am Stadtrand ragen noch heute die Kamine des ehemaligen Kombinats zur Düngerproduktion und die Kühltürme der thermischen Kraftwerke in den Himmel. Eine skurrile, düstere und irgendwie doch faszinierende Szenerie. Die Anlagen sind zum Glück seit 2007 nicht mehr in Betrieb. Und trotzdem. Der Boden ist immer noch komisch gefärbt, einige Rohre auf dem Areal dampfen nach wie vor und ein komischer Geruch liegt in der Luft. Tragisch für all die Leute, die in unmittelbarer Umgebung der Anlage wohnen (müssen). Man sollte niemals nie sagen, aber nichts Ausserordentliches eintritt, dann sagen wir getrost auf Nimmerwiedersehen Fier.

  

Die alten Industrieanlagen haben offenbar auch schon bei anderen Reisenden einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Einer davon ist sogar extra noch einmal nach Fier zurückgekehrt und hat dabei eindrückliche Fotos gemacht, die er in seinem Blog publiziert.