Nach unserer eher zwiespältigen Begegnung mit Fier ging die Fahrt weiter Richtung Süden nach Vlora. Die 40 Kilometer zwischen Fier und Vlora waren dann auch rasch zurückgelegt, denn 2011 wurde die Autostrada A2 eröffnet. Wenn man die Autobahnauffahrt erst einmal gefunden hat - die Abzweigung gleicht eher einem Feldweg, bevor dieser dann urplötzlich auf eine vierspurige Autobahn mündet - fällt einem die Einhaltung der Geschwindigkeitslimite von 90 km/h sehr schwer. Mit Sicherheit lag es aber mehr am Allgemeinzustand unseres Autos als am Tempo, dass der Motor kurz vor Vlora komisch zur ruckeln begann. Die Kraft war plötzlich weg und prompt fing am Armaturenbrett auch eine gelbe Lampe an zu blinken. Das Projektauto stammt ursprünglich aus der Schweiz, weshalb ein deutsches Handbuch vorhanden ist. Dem war dann zu entnahmen, dass es sich um eine Störung im Abgasbereich handeln musste, bei deren Auftreten sofort der Fachmann aufgesucht werden soll. Glücklicherweise waren wir kurz vor der Stadt Vlora. Das Auffinden einer Garage sollte also kein Problem sein. Aber ein Fachmann? Zudem wurden bei Veronika und mir böse Erinnerungen geweckt, als wir in Frankreich einmal Ärger mit unserem eigenen Auto hatten.
Unsere Zweifel waren aber völlig unberechtigt und einmal mehr im Leben wurden wir eines Besseren belehrt. In der ersten Garage liess man sofort alles fallen, um sich unserem Problem anzunehmen. Zielstrebig öffnete der Mechaniker nach Tobis italienischer Problembeschreibung die Motorhaube, löste einige Abdeckungen, deckte zwei Klappen auf und rümpfte dann die Nase. Seine erste Diagnose tönte übel, aber zu unserem Erstaunen zauberte er ein Messgerät hervor, schloss es an und erklärte uns auf dem Display, dass zwei der vier Zylinder nicht mehr richtig funktionieren. Mangels Ersatzteilen schickte er uns dann 300 Meter weiter in eine andere Garage. Grossherzig wies er sogar das angebotene Trinkgeld zurück und fügte noch an, dass sein Kollege ein wahrer Experte sei.
Ob der Diagnose erwarteten wir eine kompliziertere Reparatur und stellten und innerlich schon darauf ein, die Pläne für das Wochenende, notabene Veronikas Geburtstag, fallen zu lassen und im Bus nach Durrës zurückzukehren. In der zweiten Garage erwartete man uns schon. Offenbar hatte man uns (arme Schweine) bereits telefonisch angekündigt. In dieser VW-Garage sprach der Chef sogar gebrochen Deutsch und er nahm sich der Sache dann gleich selber an. Die Reparatur sei in 20 Minuten locker erledigt, liess er uns wissen. Ein kurzer Telefonanruf in eine dritte Garage und weitere 5 Minuten später waren dann auch alle notwendigen Ersatzteile vor Ort. Weil das Thermometer nachmittags um drei Uhr inzwischen auf über 30 Grad angestiegen war, zogen wir es vor, die Wartezeit im Schatten einer Kaffeebar auf der anderen Strassenseite zu überbrücken. 30 Minuten später war unser Auto dann Besitzer von vier neuen Einspritzpumpen und Zündkerzen und wir um rund 380 Franken ärmer, Arbeit mit eingeschlossen. Die alten Zündkerzen hätten gemäss Chef schon noch etwas gehalten. Aber wir wollten da nichts mehr anbrennen lassen, immerhin wartete auf unserem Routenplan noch etwas Gebirge.
Am späten Samstagnachmittag ging dann unsere Fahrt endlich weiter auf die Halbinsel Zvërnec.
Und wir heben es schlussendlich dann auch geschafft. Das Foto oben im Beitrag zeigt unseren, an Kraft wiedererstarktes Golf in der Abendsonne auf Zvërnec. Dieses herrliche Fleckchen Erde verdient aber sicher einen eigenen Beitrag in diesem Blog. Mehr dazu also später.
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