Es gehört ganz offensichtlich zum Berufsstolz des argentinischen Servicepersonals, dass dieses bei der Aufnahme einer Bestellung keinerlei Notizen macht. Das mag zwar eine ehrenvolle und edle Zielsetzung sein, doch leider zeigt sich durch unvollständige oder falsch gelieferte Getränke oder Speisen in der Praxis dann relativ häufig, dass halt ab einer gewissen Komplexität und Anzahl Gäste, Notizen doch ganz hilfreich sein könnten.
Den Höhepunkt dieses Phänomens haben wir in Mendoza erlebt (was aber nicht zwingend mit dieser sonst sehr sympathischen und tollen Stadt im Zusammenhang stehen muss). Nachdem bei der Bestellung des Nachtessens die Salate zur Vorspeise vergessen gegangen waren (und die Hauptspeise unter tausendfacher Entschuldigung zurückgenommen, der Salat nachgeliefert und anschliessend erneut die Hauptspeisen, diesmal aber kalt, aufgetischt wurden), liessen wir uns an einem Tisch auf der Strasse einer der unzähligen gemütlichen Kneipen nieder, um den Tag bei einem kühlen Drink ausklingen zu lassen. Immerhin zeigte das Thermometer nachts um 23 Uhr immer noch über 30 Grad an. Vroni musste mal schnell und als die nette Kellnerin zu Stephan an den Tisch kam, bestellte dieser einen Rum mit Eis und einen Mojito. Die nette Bedienung fragte noch nach, ob es nur einen Mojito sein sollte, denn sie hätten eben gerade eine promoción, bei welcher es zwei Drinks zum Preis von einem gebe (was auf einer Tafel an der Wand Plakat auch so angekündigt wurde). Stephan lehnte dankend ab und die Kellnerin verabschiedete sich mit einem höflichen disculpe. Wie so oft, erschien einige Minuten später der Arbeitskollege der Kellnerin mit einem Tablar am Tisch und stellte uns drei (3!) Rum auf den Tisch. Vroni war inzwischen zurück am Tisch und staunte nicht schlecht ob meiner Bestellung. Ich erklärte dem Kellner ganz anständig, dass ich eigentlich nur einen Rum dafür noch einen Mojito bestellt hätte, worauf er mir erklärte, dass die drei Rums aber bereits getippt und registriert seien. Meinen Einwand ob der offensichtlich fehlerhaften Kommunikation zwischen dem Servicepersonal liess er nicht gelten und wir einigten und mehr oder weniger gütlich darauf, dass Vroni auf ihren Mojito verzichtet und ebenfalls einen Rum trinkt. Der Kellner zog mit dem überzähligen Rum von dannen, Vroni und ich prosteten uns zu und zu meiner Erleichterung bestätigte mir Vroni auch, dass meine Spanischkompetenzen doch nicht so schlecht seien, dass eine Bestellung derart falsch verstanden werden könne. Gerade hatte sie mich diesbezüglich entlastet, da stand die Kellnerin mit einem Rum und einem Mojito bei uns am Tisch. Erstaunt oder besser verwirrt nahm sie zur Kenntnis, dass uns ganz offensichtlich bereits Getränke serviert wurden. Für uns bleibt es bis heute schleierhaft, wie die relativ einfache Bestellung eines Rums und eines Mojitos bei einer einzigen Kellnerin de facto in vier Rums und einem Mojito enden kann und diese besagte Kellnerin sich dann nicht erklären kann, wie so etwas nur passieren kann. Das argentinische Organisationshandbuch für Gastrobetriebe scheint auf jeden Fall ein Buch mit sieben Siegeln zu sein...
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