Wer Mexico City besucht, besucht auch die weltbekannten Pyramiden von Teotihuacán, welche rund 50 Kilometer nördlich der Stadt liegen. Und genau diesen Ausflug stand auch bei uns auf dem Programm und voller Vorfreude stiegen wir bei Roberto ins Auto. Roberto war uns durch den netten Concierge im Hotel organisiert worden und kaum waren wir unterwegs, fragte uns dieser Roberto, ob wir noch Lust auf einen kleinen Abstecher zur Basílica de Nuestra Señora de Guadalupe hätten. Als grundsätzlich interessierte und aufgeschlossene Zeitgenossen lehnten wir natürlich nicht ab, wenn schon eine schöne Kirche auf dem Weg liegt. Bei unserer Ankunft wurde uns dann sofort bewusst, dass heute Heilig Abend war, denn ausser uns hegten noch gefühlte 10'000 Gläubige den Wunsch, der Jungfrau von Guadalupe in die Augen zu blicken. Nachdem wir die wunderschöne alte Basilika besucht hatten (diese steht wegen unstabilem Untergrund inzwischen in beängstigender Schieflage), bestand Roberto darauf, dass wir in der neuen Basilika nebenan noch das Bild der Guadalupe besuchen. Was nun folgte, war ein eindrückliches aber irgendwie auch befremdendes Zeugnis der Macht, welche die katholische Kirche noch immer auf ihre Gläubigen ausübt.
Das Bild der Jungfrau hängt natürlich ganz vorne in der Basilika. Damit das Bild bestaunt werden kann, ohne dass die Messe gestört würde, führt ein unterirdischer Tunnel am Bild vorbei. Also stellten wir uns links in der Basilika ganz hinten in den Menschenstrom, der sich still, fast mechanisch und mit gesenktem Haupt langsam dem Tunnel näherte. Dass sich die Kirche modernen Errungenschaften der Technik nicht verschliesst, haben wir dann erfahren, als wir nach rund 20 Minuten endlich im Tunnel angekommen waren. Damit der Menschenstrom nicht durch stehen bleibende Gläubige gestaut wird, wird die Menge (Entschuldigung für den Vergleich, aber wie Vieh im Schlachthof) in vier Kolonnen geteilt und jede Kolonne führt auf eine vertikale Rolltreppe, welche die Gläubigen in gemächlichem Tempo am bekannten Bild vorbei führt. Ganz wichtig sind natürlich die langen Schlitze links und rechts der Rolltreppe, in welchen es wie bei der Auszahlung des Jackpots in einem Casino mächtig klimpert.
Wir dürfen nun für uns in Anspruch nehmen, dass wir am zweitmeist besuchten Pilgerort (nach Rom natürlich) der katholischen Kirche weltweit waren. Es war spannend, irgendwie faszinierend aber für uns doch ziemlich surreal und weltfremd.
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