Freitag, 5. Februar 2010

un cafe por favor ...

Diejenigen Leser und Leserinnen, die uns etwas besser kennen, wissen genau, was fuer leidenschaftliche Kaffeetrinker wir beide sind. Dies gilt in erhoehtem Masse aber vor allem fuer Stephan. Gestern ist nun endlich ein weiterer, lange ersehnter Wunsch in Erfuellung gegangen. Wir durften die Hacienda Cafe Ruiz in Boquete besuchen, wo wir waehrend ueber drei Stunden alles ueber den Anbau und die Verarbeitung des edlen Getraenks erfahren haben. Bei uns in Europa haben wir ja ziemlich bekannte Roestereien, wobei die Italiener mit Illy, Segafredo und Lavazza wohl die bekanntesten Vertreter ihres Faches sind. Dass aber vor dem Roesten ganze 15 Prozessschritte vollzogen werden muessen, das war uns voellig unbekannt. Lesen von Hand, Fluten (wobei die schlechten Fruechte oben ab schwimmen und ausgeschieden werden), Zerquetschen (damit die Bohnen aus den Fruechten kommen), Fermentieren, Waschen, Vortrocknen, Trocknen, Lagern resp. Altern, Schaelen (jede Bohne hat noch zwei laestige Schalen), Sortieren nach Groesse, Gewicht, Form und Farbe (damit bei gleicher Roestzeit auch alle Bohnen gleich braun werden)... Einfach mega interessant. Uebrigens, aus den qualitativ minderen Fruechten, die beim Fluten wegen Faeulnis, Insekten oder Pilzen oben ab schwimmen, entsteht Instant-Kaffee wie Nescafe oder so. Carlos, unser fachkundiger Fuehrer der Besichtigung hat dazu sinnigerweise gesagt: NESCAFE - NO ES CAFE! Nachdem wir die "Floaters" (so werden diese Bohnen genannt) gesehen und vor allem auch geriecht haben, werden wir in Zukunft sicher dankend auf Nescafe (nicht Nespresso) verzichten.

Voellig perblex waren wir auch ueber die Tatsache, dass entgegen unserer bisherigen Meinung nicht eine dunkle Roestung einen starken Kaffee ergibt, sondern gerade umgekehrt. Je heller eine Roestung ist, desto geschmacksintensiver wird der Kaffee, waehernd eine laengere Roestzeit dafuer sorgt, dass der Kaffee einfach bitterer wird und bei gleicher Menge Kaffee und Wasser auch weniger Koffein enthaelt. Deshalb benoetigen unsere Nachbarn suedlich des Tessins, die sehr dunkle Roestungen produzieren, fuer eine geschmacksvolle Tasse auch die doppelte Menge Kaffee fuer eine Tasse, die dann Expresso genannt wird. Den Expresso (schnell) soll uebringens ein knausriger italienischer Industrieller erfunden haben, der die Kaffeepause seiner Angestellten verkuerzen wollte, indem er mit der Expressomaschine eine schnellere Alternative zum konventionellen Aufbruehen von Kaffee erfunden hat.

Sehr beeindruckt waren wir auch vom praktischen Teil der Fuehrung. Beim Riechen der verschiedenen Sorten kann man tatsaechlich "schokoladige", "fischige" oder "essigriechende" Roestungen unterscheiden. Noch extermer erkennt man geschmackliche Unterschiede beim Trinken, wenn man fachmaennisch angeleitet wird. Waehrend bei hellen Roestungen ein zitroniger Geschmack im Mund entsteht und der Abgang im Hals praktisch nicht spuerbar ist, schmeckt eine dunkle Roestung am Anfang wie geschmackloses heisses Wasser, welches dann beim Schlucken einen bitteren Nachgeschmack entfaltet. Klar, wer Zucker in seinen Kaffee mischt, fuer den sind solche Nuancen so oder so irrelevant. Wenigstens das haben wir bis anhin nicht getan und werden es sicher auch nicht mehr tun.

Wir bedanken uns an dieser Stelle ganz herzlich bei Karin, die uns diese interessante Besichtigung aus unserem Wunschbuch geschenkt hat. Herzlichen Dank!

Uebrigens...

Welches Land hat den groessten pro Kopf Konsum bei Kaffee?
-> Finnland, dicht gefolgt von den anderen skandinavischen Laendern.
Welches Land ist der groesste Kaffeeproduzent?
-> Kolumbien - Nein. Es ist Brasilien... allerdings eher schlechtere Qualitaet.
Welches Land hat in den vergangenen 10 Jahren 8 Mal die Goldmedaille fuer den besten Kaffee weltweit erhalten?
-> Natuerlich Panama mit Kaffee aus Boquete!

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