Montag, 5. Mai 2014

zurück in durrës ...

Nach der relativ stressigen Woche in Kolumbien und einem kurzen Abstecher nach Hause bin ich jetzt wieder zurück in Albanien. In den nächsten sechs Wochen werde ich innerhalb des Berufsbildungsprojekts noch verschiedene Massnahmen umsetzen, bevor dann Ende Juni 2014 die letzte Phase der Unterstützung abgeschlossen sein wird. Zurzeit bin ich noch alleine hier in Durrës, aber Veronika wird bereits am kommenden Samstag nachreisen und drei Wochen mit mir verbringen können. Ich freue mich bereits sehr :-)

Bedingt durch die vielen Reisen hat für mich das Fliegen seine ursprüngliche Faszination schon lange verloren und die Wartezeiten auf Flughäfen sind inzwischen mehr eine Qual als ein Genuss. Erwähnenswert scheint mir bei der Reise nach Albanien lediglich die nette Dame am Flughafen Zürich, welche mein Gepäck trotz Übergewicht ohne Aufstand und ohne Übergewichtzuschlag etikettiert und spediert hat. Vielleicht lag es an meiner Begründung, dass für zwei Monate Aufenthalt halt schon so einiges zusammenkommt. Vielleicht lag es aber auch an meinem verlegenen und naiven Lächeln beim Wägen des Koffers. Wie dem auch sei. Ich habe bei der Abfertigung schon ganz andere Büffel erlebt und bemerkenswerterweise waren es immer Männer.

Die Ankunft in Albanien war nach den drei wunderbaren Monaten im letzten Herbst fast ein wenig wie ein nach Hause kommen. Inzwischen kenne ich in Durrës auch ausserhalb der Arbeit ziemlich viele Leute. Zugegebenermassen beschränkt sich das Kennen eher auf das Kennen vom Sehen und der besagte Bekanntenkreis konzentriert sich vor allem auf Angestellte in Restaurants und Supermärkten. Aber auch diese eher oberflächlichen Beziehungen können sehr wertvoll sein. Oder wo sonst auf der Welt weigert sich die fürsorgliche Verkäuferin im Supermarkt beim ersten Wiedersehen, einem ein Brot zu verkaufen, wenn es doch in der Bäckerei auf der anderen Strassenseite viel frischeres zu kaufen gibt? Ja, und dann ist da die erfreuliche Geschichte mit Ledio, dem ehemaligen Kellner in unserer Stammkneipe. Er wurde letzten Herbst von seinem Chef mir nichts, dir nichts gefeuert und wir haben uns damals Sorgen gemacht, ob der plötzliche Rausschmiss wohl mit der Nähe und entstandenen Freundschaft mit uns Schweizer Stammgästen zu tun haben könnte. In den letzten Monaten hat der Chef nun seine Bar massiv ausgebaut, womit auch der Bedarf an Servicepersonal gestiegen ist. Und siehe da. Der Chef hat Ledio nach einer dreimonatigen "Pause" wieder eingestellt. Ein sehr erfreuliches Wiedersehen!

Stoff für ein ganzes Buch würde aber der Bezug meiner neuen Wohnung in Albanien liefern. Die Lage ist wiederum top. Eine Wohnung im Zentrum von Durrës, unmittelbar am Meer, mit 2 Schlafzimmern, 2 Badezimmern, einer Küche und zwei Balkone ist grundsätzlich einfach genial. Leider aber war die Wohnung ganz offenbar längere Zeit nicht bewohnt (was bei einem extremen Bauboom und entsprechendem Überangebot an Wohnungen in Albanien nicht weiter verwunderlich ist) und deshalb bin ich einem akuten Ersticken an Staublunge in der ersten Nacht nur knapp entkommen. Von insgesamt sieben Lampen in der Wohnung versagten zudem deren fünf ihren Dienst und auch die sanitären Einrichtungen wiesen deutliche Standschäden auf. Wobei, ob es sich hierbei wirklich nur um Standschäden handelt, wage ich zu bezweifeln. Denn eigentlich ist es hier ganz normal, dass in Toiletten und Duschen das Wasser dort tropft oder herausspritzt, wo es eigentlich nicht sollte. Und dort wo es dafür soll, kommt häufig nix! Zum Glück gibt es in der Mitte jedes Badezimmers und jeder Toilette einen zentralen Abfluss. Und wenn dann der Plattenleger das Gefälle auch richtig nivelliert hat, fliesst das im ganzen Raum verspritzte Wasser wenigstens durch diesen Abfluss ab.

Der "leicht" angestaubte Zustand der Wohnung hat mich wohl oder übel dazu gezwungen, die ersten Tage mehrheitlich damit zu verbringen, Putzmaterial und Ersatzteile zu besorgen und die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Inzwischen ist der Staub weg gemobbt, brennt in jedem Zimmer mindestens eine Lampe (was vor allem nachts von Vorteil ist), sind die meisten Abflussrohre entstopft oder gegebenenfalls wieder dicht (mit Ausnahme des unablässig tropfenden Boliers), hat die Waschmaschine ihren Betrieb aufgenommen, sind Kleiderbügel besorgt und die Kleider in den gereinigten Schränken eingeräumt, ist die Küche poliert und mit Grundnahrungsmitteln ausgestattet und ist der Wireless-Internetzugang des benachbarten Hotels geknackt. Kurz: Ich fühle mich jetzt rundum wohl und gerne füge ich der interessierten Leserschaft zu Hause unten einige Fotos der Wohnung an. Einige ausgewählte Leckerbissen handwerklichen Schaffens und Könnens hebe ich mir aber gerne noch für spätere Blogbeiträge auf.

   
   

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